Unser natürliches Hungergefühl

Ständige Nahrungsverfügbarkeit – Segen und Fluch

 

Wir leben in einer Kultur, in der Nahrung ständig verfügbar ist. So erfordert es heute wesentlich weniger Anstrengung von uns, Nahrung zu beschaffen, als es für unsere Urahnen einmal der Fall war. Eine Fahrt zum Supermarkt genügt. Fakt ist, dass es heute so einfach ist wie nie zuvor, möglichst schnell etwas zwischen die Zähne zu bekommen. Dieses Privileg der ständigen Nahrungsverfügbarkeit ist Segen und Fluch zugleich. Segen, da es uns unsere Existenz sichert. Wir müssen in den modernen Gesellschaften keine Angst mehr vor Hungerperioden haben und können unsere geistigen Energien für Sinnvolleres einsetzen, als der primitiven Frage nachzugehen: ,,Woher bekomme ich meine nächste Mahlzeit?“ Wir müssen weder auf die Jagd gehen, noch Nüsse oder Beeren sammeln und können uns in der Sicherheit der ständigen Verfügbarkeit der nächsten Mahlzeit wiegen. Aber nicht nur das, wir haben darüber hinaus ein großes Spektrum an Wahlmöglichkeiten, was wir essen. So stehen uns rund ums Jahr Produkte aus aller Welt zur Verfügung. Eine Mango im tiefsten Winter? Dank logistischer Meisterleistungen überhaupt kein Problem. Es ist mehr als gut für uns gesorgt und das ist fantastisch.

 

Die ständige Nahrungsverfügbarkeit verschafft uns Zeit für andere wichtige Dinge des Lebens und ist eine Grundvoraussetzung für unseren heutigen Fortschritt. Stell Dir vor wir müssten immer noch auf die Jagd gehen und uns um Vorräte angesichts einer anstehenden Kälteperiode sorgen. Wir würden heute nicht in wohlig-warmen Häusern bei gedimmtem Licht auf dem Sofa liegen und mit dem Smartphone den neusten Blockbuster aus Hollywood streamen können. Durch ständige Nahrungsverfügbarkeit haben wir viel Zeit gewonnen, uns anderen Dingen widmen zu können.

 

Und wieso nun Fluch?

 

Auf der anderen Seite, hat die ständige Nahrungsverfügbarkeit dazu geführt, dass wir mehr essen als uns gut tut und unsere Mahlzeitenfrequenz deutlich zugenommen hat. So ist es heutzutage vollkommen normal, täglich drei Hauptmahlzeiten und zwei bis drei Zwischenmahlzeiten einzunehmen. Warum das problematisch ist? Unser Körper ist daran angepasst, nicht ständig Energie von außen zugeführt zu bekommen. Sehr früh in der Evolution hat unser Körper gelernt, wie er mit Hunger umzugehen hat. Doch nicht nur das. Die aktuelle Studienlage zum Thema Intermittierendes Fasten legt den Verdacht nahe, dass unsere Zellen diese Phasen für ihre optimale Regeneration sogar brauchen. Genaueres dazu erfährst Du in Deiner nächsten Woche.

 

Durch eine ständige Nahrungszufuhr nehmen wir unseren Zellen die Zeit, die sie benötigen, um sich selbst zu reinigen und von unnötigem Ballast wie Proteinresten zu befreien. Gleichzeitig verschlechtern wir durch häufiges Essen massiv die Fähigkeit unseres Körpers, auf die eigenen Energiereserven als Treibstoff zurückzugreifen. Schließlich ist unser Körper genetisch darauf programmiert, möglichst viel Energie zu speichern und somit auf Hungerphasen vorbereitet zu sein. Wieso sollte er also die wertvollen Reserven angreifen, wenn doch ständig Nahrung von außen kommt? Macht der Gewohnheit führt das ebenfalls zu einem häufigen Hungergefühl.

 

Vielen Menschen fällt es schwer, dieses Hungergefühl zu ertragen. Allein der Gedanke an Hunger kann uns bereits Angst machen. Nicht wenige essen ,,im Voraus“, um später keinen Hunger zu bekommen.

 

Doch was ist das eigentlich – Hunger?

 

Hunger ist für sämtliche Lebewesen der größte Motivator, denn er zwingt unmittelbar zum Handeln. Wer seinen Hunger nicht stillt, wird früher oder später das Zeitliche segnen. Hunger dient in erster Linie also unserer Selbsterhaltung und treibt sämtliche Lebewesen dazu an, dem Körper das zur Verfügung zu stellen, wonach er verlangt. Für unsere Vorfahren war aufkommender Hunger also das endgültige Signal mit der Jagd zu beginnen. Sie mussten sich fokussieren, konzentrieren und körperlich anstrengen, bevor sie etwas Essbares zwischen die Zähne bekamen. Sie konnten es sich nicht leisten, müde und unkonzentriert zu sein. Doch wie sieht das heute aus? Aktiviert Dich Hunger, steigert er Deine Konzentration und hast Du Lust auf Bewegung, wenn Du hungrig bist? Oder ist es nicht vielmehr so, dass Hunger uns müde, schlapp, kraft- und antriebslos macht? Die meisten Menschen sind schlecht gelaunt und unkonzentriert, wenn sie hungrig sind. Schauen wir uns vorab einmal an, was auf hormoneller Ebene geschieht.


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Ein Blick auf unsere Hormonsituation

 

Wenn wir hungrig sind, kommen einige wichtige Hormone ins Spiel – an erster Stelle das Ghrelin. Wenn unser Ghrelinspiegel erhöht ist, meldet uns unser Körper: ,,Ich habe Hunger! Kümmer Dich um etwas zu essen!“ Ghrelin ist also in erster Linie ein Hungerhormon. Neben der Steigerung des Appetits, hat Ghrelin allerdings noch weitere Auswirkungen auf unseren Körper. So verbessert es beispielsweise unsere Herzleistung. Durch die gesteigerte Hormonausschüttung, sorgt unser Körper also für ein besonders leistungsfähiges Herz-Kreislauf-System. Dein Körper stellt sich auf Aktivität ein.

 

Doch nicht nur das. Ghrelin beeinflusst ebenfalls unser Nervensystem, aktiviert Nervenbahnen und sorgt für geistige Klarheit. Unser Körper will uns auf die Jagd vorbereiten. Körper und Kopf sind einsatzbereit Höchstleistungen zu erbringen.

 

Neben einem erhöhten Ghrelin-Spiegel, steigert Dein Körper während der Fastenphasen ebenfalls die Produktion von Noradrenalin. Ein zusätzliches Indiz dafür, dass uns Intermittierendes Fasten aktivieren und nicht müde und schlapp machen sollte. Noradrenalin regt ebenfalls das Herz-Kreislauf-System an und sorgt dafür, dass unsere Muskulatur einsatzbereit ist. Wir sind im Jagdmodus!

 

Wieso sind wir trotzdem häufig unkonzentriert und müde?

 

Vieles ist einfach Gewohnheit. Wir sind darauf konditioniert mindestens dreimal am Tag etwas zu essen zu bekommen. Meistens sogar zu ganz bestimmten Uhrzeiten. Diese Konditionierung beeinflusst massiv unsere Denkweise. So glauben wir in der Tat, wir bräuchten alle paar Stunden etwas zu essen, um vernünftig funktionieren zu können. Das ist nicht weniger als ein sehr tief verankerter Glaubenssatz. Aus evolutionärer Sichtweise liegt es definitiv nicht in unserer Natur, alle paar Stunden etwas essen zu müssen.

 

Neben der Gewohnheit trägt ein ständiges Auf und Ab unseres Blutzuckerspiegels dazu bei, dass unser natürliches Hungergefühl leidet. Die Ernährung der meisten basiert zu einem überwiegenden Teil auf Kohlenhydraten. Eine solche Ernährung begünstigt die Achterbahnfahrten des Blutzuckerspiegels und sorgt gleichzeitig dafür, dass unser Körper mehr und mehr daran gewöhnt ist, unmittelbar auf Kohlenhydrate als Energieträger zurückgreifen zu können. So verliert der Körper bei übermäßigem Kohlenhydratkonsum zusehends die Fähigkeit, auf körpereigene Energiereserven, in Form von Körperfett, zurückzugreifen. Wenn wir eine Zeit lang keine Kohlenhydrate zu uns genommen haben, meldet unser Körper also umso schneller wieder ein Hungergefühl, da keine Energie aus der aufgenommenen Nahrung mehr zur Verfügung steht. Wir hängen im Glukose-Kreislauf fest.

 

Eine ,,natürliche“ Ernährung mit ,,echten Lebensmitteln“ und Intermittierendes Fasten bringt uns wieder in Einklang mit unserem Körper. Dazu ist es nötig, Gewohnheiten zu durchbrechen und uns von ständiger Nahrungsabhängigkeit zu befreien. Brich aus Deinen zeitlichen Mustern aus. Du wirst merken, wie einfach das ist und wie gut es Dir tut. Genieße den ,,klaren Zustand“ während der Fastenphasen und profitiere von sämtlichen gesundheitlichen Vorteilen. Weiteres dazu erfährst Du noch im Laufe Deines Programms.